Zurück zur Startseite




Die Regel des Heiligen Benedikts heute




Unsere Ordensgemeinschaft gehört zu der großen Familie der Benediktiner/innen, die ihr Leben nach der Regel des hl. Benedikt gestalten. Er hat seine Ordensregel vor ungefähr 1500 Jahren als eine "ganz kleine Regel für Anfänger", wie er sie nennt, verfasst. Einzelne Regelzitate finden Sie bereits als Überschrift über unseren jeweiligen Webseiten.

1500 Jahre - kann ein so altes Regelwerk für uns Menschen der Postmoderne noch Lebensrichtlinien liefern? Einzelregelungen von damals waren sicher zeitgebunden, aber das Faszinierende an der benediktinischen Regel ist, dass sie so maßvoll gehalten ist und damit überzeitliche Gültigkeit hat. Schon im Regeltext selbst lässt Benedikt immer wieder Raum für eine Anpassung an die jeweiligen Verhältnisse: Er spricht von "vernünftiger Überlegung" und überlässt genauere Regelungen dem "freien Ermessen des Abtes". Der jeweilige Abt ist es, der "alles so maßvoll anordnen soll, dass die Starken angezogen und die Schwachen nicht abgeschreckt werden". Jeder soll das erhalten, "was er nötig hat" nicht etwa exakt das, was ein Gesetz vorschreibt. Ausdrücklich macht er darauf aufmerksam, dass jemand, der seine Verteilung der Gebetszeiten nicht übernehmen möchte "nach besserer Einsicht eine andere Reihenfolge aufstellen" soll…

Benedikts Regel atmet eine große Weite - gab es doch in seinem Kloster damals die unterschiedlichsten Charaktere: Kluge Büchergelehrte, wilde, des Lesens unkundige Barbaren, Priester, Handwerker, Söhne von Armen und von Reichen, Greise und Kinder. Eine derartige Vielfalt findet sich auch heute noch in einem benediktinischen Kloster - und keiner steht über dem anderen aufgrund von besonderen Fähigkeiten oder einer höheren Schulbildung, im Gegenteil: Der hl. Benedikt hat in seiner Regel verfügt, dass einer, der "auf sein Können stolz ist, weil er sich einbildet, dem Kloster zu nützen", von seiner Arbeit weggenommen werden soll.

In diesem Sinne antwortete einmal Abt Michael Reepen (Münsterschwarzach) anlässlich des Symposiums zum 65. Geburtstag von Anselm Grün auf die Frage, wie das denn so sei, wenn man einen "Star" im Kloster habe, geantwortet hat: "Der P. Anselm, das ist für mich ein Bruder, wie jeder andere auch und der ist mir genauso lieb und wert wie der Bruder in der Küche, der Kartoffeln schält oder sonst einer, der vielleicht gar nichts mehr tun kann." Im benediktinischen Kloster haben alle Platz, die "Gott suchen". Das ist für den hl. Benedikt das entscheidende Kriterium bei der Aufnahme eines Kandidaten.

In unseren "Konstitutionen" - darunter versteht man wie wir in unserem Kloster in der heutigen Zeit die Regel des hl. Benedikt umzusetzen versuchen - ist ausdrücklich formuliert: "Jede Schwester dient dem Ganzen mit ihren Gaben und Fähigkeiten und erkennt dankbar und neidlos den Beitrag der anderen zum Aufbau der Gemeinschaft und zur Verwirklichung der gemeinsamen Ziele an". Da bleibt nur noch zu ergänzen, wie St. Benedikt sein Kapitel über die Handwerker beschließt: "damit in allem Gott verherrlicht werde."















Weiter zu: Gebet - Lesung - Arbeit